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Lebenslauf

"Über sechzig kinetische Skulpturen und Klanginstallationen hat Martin Riches in den vergangenen fünfzig Jahren entworfen und gebaut. Seine Werke haben den gebürtigen Engländer, der seit 1969 in Berlin lebt, bereits heute zu einem Klassiker der kinetischen Klangkunst werden lassen."
knocking and turning 2020 Ausstellungstext



photo of a Supermarine Walrus
Supermarine Walrus

Martin Riches wurde 1942 auf der Isle of Wight geboren, einer Insel im Ärmelkanal in der Nähe des englische Festlandes. Sein Vater arbeitete dort als stellvertretender Firmensekretär der Saunders-Roe Company, die das Supermarine Walrus baute, ein amphibisches Wasserflugzeug, 1929 von R.J. Mitchell konstruiert, und hauptächlich für die Seenotrettung verwendet wurde.

1945 zog die Familie nach Brighton an der englischen Südküste. Er wurde an Hollingbury Court School in Brighton und dann am St.Johns College, Hurstpierpoint, ausgebildet.

Photo of Hurstpierpoint College Hurstpierpoint College, Innenhof

Das College hat die älteste existierende Shakespeare-Gesellschaft (jährliche Produktionen seit 1854) und die älteste britische Schulzeitschrift (herausgegeben seit 1858). Für erstere entwarf er Bühnenbilder und für letztere schreibt er eine Abenteuergeschichte.

1951 zog seine Familie nach Indien und so verbrachte er seine Schulferien an seiner Prep-School in Brighton, Hollingbury Court , wo er unter den gütigen Einfluss des Schulleiters E.D.G. Robertson geriet.

Als Kind hatte er bereits den Ehrgeiz, Künstler zu werden, aber dies wurde von den Verantwortlichen für die Zahlung der Gebühren und Zuschüsse zu Recht als ein unsicherer Beruf angesehen, und so studierte er an der Architectural Association School of Architecture in London. Auf jeden Fall war dies eine großartige Ausbildung in Kunst und Technologie.

Er arbeitete als Architekt für DW5 (Directorate of Works, Navy), für Smiths Industries (Uhr- und Instrumentenbau) und für Richard Sheppard Robson & Partners (Universitätsgebäude). Er hatte eine große Wohnung in "Swinging London". und wurde von vielen Künstlern aus Westberlin besucht.

1969 besuchte er Westberlin, ohne ein Wort Deutsch zu verstehen und - wie er dachte - "nur für eine Woche". Während dieser Woche wurde ihm eine Arbeit im Büro des Architekten Hasso Windeck angeboten, der ein englisches Konstruktionssystem verwendete. CLASP (Consortium of Local Authorities Special Programme), das Martin zuvor beim Entwurf einer Klinik für die Navy verwendet hatte. Er arbeitete später für Büro von Beulwitz u. Bonn an der Technischen Fachhochschule Berlin-Wedding. Einige seiner Zeichnungen für dieses Projekt befinden sich jetzt in der Sammlung der Berlinischen Galerie.

Obwohl er als Architekt arbeitete, waren die meisten seiner Freunde Künstler und Musiker in der florierenden Kunstszene Westberlins. Er wurde dem Flötisten Eberhard Blum vorgestellt und hatte 1974 seine erste Ausstellung mit 5 Konzerten, Objekte Texte Kompositionen, im Haus am Kleistpark. Dies gab das Muster für seine spätere Arbeit in Zusammenarbeit mit Komponisten und Musikern vor. Seit 1978 arbeitet er ausschließlich als Künstler.


Eberhard Blum probt All Change mit der Maschine

Sein Durchbruch gelang 1979 mit der Flute Playing Machine, die für eine weitere von Eberhard Blum organisierte Ausstellung gebaut wurde und dem Erfinder der modernen Flöte, Theobald Boehm, gewidmet war. Viele Werke wurden dafür geschrieben, darunter das Duett All Change für Flöte und Flute Playing Machine von Schaun Tozer, der in einem Londoner Kunstmagazin über die Maschine gelesen hatte. Es wurde in unzähligen Konzerten in Europa und in Japan aufgeführt.

Es folgten weitere Musikmaschinen und Installationen. Dazu gehören die Talking Machine die Singing Machine und die Thinking Machine und viele andere. Sie wurden in Deutschland und in 20 anderen europäischen Ländern gezeigt hnd viele Male in Japan.

Einige seiner Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, aber er lebte hauptsächlich davon, seine Arbeiten in Ausstellungen und Konzerten zu zeigen, gelegentlich durch Kunstpreise und als Gastprofessor. Er ist erfahren in mechanischer Konstruktion; bei der Bearbeitung von Holz, Metall und Kunststoff; in der Programmierung, einschließlich Assembler-Sprachen, und er hat auch praktische Kenntnisse der Elektronik.

Martin Riches ist mit der japanischen Journalistin Yumiko Urae verheiratet.



Es gibt einige Kataloge über seine Arbeit in deutscher Sprache:
Machines, electrum museum, Hamburg, 1995
Maskerne / The Machines, Brandts Art Museum, Odense, 2004
Music Machines, Stadtgalerie, Saarbrücken, 2017.

Das Maschinenbuch, Eine Sammlung zur Kultur- u. Kunstgeschichte der Apparate 2021,
von Künstler und Kurator Gottfried Hattinger, gibt einen enzyklopädischen Überblick über viele Arbeiten auf diesem Gebiet, darunter mehrere Projekte von Martin Riches.
Scheidegger & Spiess, ISBN 978-3-03942-029-2, 656 Seiten, über 800 Bilder, €38.00